Letzter Stop: Port Elizabeth. Die Stadt war das Ende unserer Reise. Von dort sollte es noch einmal zum Addo Elephant Park und anschließend wieder nach Hause gehen. Wir hatten vor uns auch noch mal ein bisschen auf Port Elizabeth einzulassen und waren aus diesem Grund drei Nächte dort. Im Nachhinein weiß ich, ein Tag hätte auch gereicht.
Port Elizabeth
Port Elizabeth ist keine sonderlich schöne Stadt. Hinzu kommt meine „Städte-sind-wie-Menschen-Theorie“ und bei mir ist der Funke leider nicht übergesprungen. Im Gegenteil, ich habe mich glaube ich selten so unwohl in einer Stadt gefühlt. Nicht unbedingt von den Leuten oder der Umgebung her, ich kann es auch nicht genau beschreiben, irgendetwas an dieser Stadt hat mir einfach nicht gefallen. Leute die in Port Elizabeth leben oder dort mehr Zeit verbracht haben können mir bestimmt mehr erzählen von dem, was Port Elizabeth eigentlich zu bieten hat. Ich bin mir sicher, dass es die eine oder andere Perle gibt. Aber ich kann auch gut verstehen, warum die meisten Leute Port Elizabeth nur als Basis für einen Ausflug zum Addo Elephant Park nutzen.
Port Elizabeth liegt direkt am Meer und hat angeblich einige der schönsten Strände Südafrikas. Es ist eine große Industriestadt die Architektonisch nicht so viel zu bieten hat. Rund um Port Elizabeth ist es ziemlich flach und die Stadt heißt nicht umsonst „the windy city“. Es ist die meiste Zeit sehr, sehr windig.
Nun waren wir aber in Port Elizabeth und mussten die Zeit irgendwie rum kriegen. Ein Tag war für den Addo Elephant Park verplant, blieben noch 1 ½ Tage die irgendwie gefüllt werden mussten. Den Tag, den wir nicht im National Park waren, haben wir genutzt um eine Township zu machen und im klimatisiertesten Kino aller Zeiten Fantastic Beasts and where to find them zu gucken. Den letzten halben Tag vor Abflug haben wir mit ausgiebigem Frühstück und letztem Planschen im Meer verbracht.
Die Strände vor Port Elizabeth haben wirklich ihren Reiz und der Vorteil im Gegensatz zu Kapstadt ist, dass das Wasser hier angenehm temperiert ist. Wenn man sonst nicht weiß was man tun soll ist ein Ausflug zum Strand definitiv empfehlenswert.
Was das Essen angeht hat uns Port Elizabeth auch nicht unbedingt umgehauen außer ein Café, das Vovo Telo. Wir waren dort einmal Mittag essen und einmal frühstücken und waren hinterher vollends gesättigt und zufrieden.
Township Tours
Da wir nicht so genau wussten, was man in Port Elizabeth sonst noch so aufregendes machen kann haben wir uns dafür entschieden, dort eine Township Tour zu machen. Auf die Komplexität dieser Township Tours bin ich bereits in meinen Beitrag zu Kapstadt eingegangen. Solche Tours können sehr zweischneidig sein. Einerseits sind sie für die Bevölkerung eine Möglichkeit Geld zu verdienen und ihre Lebensumstände positiv zu nutzen. Andererseits hat das Ganze einen ziemlichen „Armutstourismus“-Touch. Zudem ist nicht immer garantiert, dass das Geld, das diese Tours kosten, auch wirklich bei der lokalen Bevölkerung landet.
Wir haben lange hin und her überlegt, ob wir eine solche Tour machen wollen oder nicht. Erst war ich strikt dagegen, als ich jedoch vor Ort war habe ich langsam angefangen meine Meinung zu ändern. Als weiße Person in Südafrika bewegt man sich sehr in einer „weißen (Touri) Blase“. Man hat das nötige Kleingeld, sich das Land anzugucken und dabei relativ komfortabel zu leben und sich all die schönen Dinge zu leisten (seien es Aktivitäten, Essen, Tours, etc.) die das Leben spannend und aufregend machen. Und dennoch kommt man an der Lebensrealität der meisten Südafrikaner nicht vorbei. Südafrika hat eine sehr turbulente, schwierige und oft grausame Geschichte, auf die ich hier nicht weiter eingehen möchte und von der ich bestimmt auch nur die Spitze des Eisbergs kenne. Aber die Auswirkungen dieser Geschichte und der Apartheidsregierung sind immer noch deutlich spürbar. Immer noch wohnt der Großteil der Schwarzen Bevölkerung in den Townships die oft außerhalb der Zentren sind, immer noch ist man sich der Kategorierung der Menschen in „Black“, „White“ und „Colored“ bewusst. Immer noch profitiert die weiße Bevölkerung von den Privilegien und Wohlstand, die sie sich in der Vergangenheit aufgebaut hat. Immer noch lebt eine große Zahl der Schwarzen oder Farbigen Bevölkerung in Armut oder in einfachen Verhältnissen und immer noch ist es für eine Schwarze Person ungleich schwieriger einen Universitätsabschluss zu erlangen und einen guten Job zu bekommen als für eine weiße.
All dies wird einem auf seiner Reise immer wieder vor Augen geführt. Es war für mich als Europäerin ein komisches Gefühl, das mir bisher noch auf keiner meiner anderen Reisen begegnet ist. Klar, Südafrika ist wunderschön und aufregend und hat wahnsinnig viel zu bieten. Aber man bewegt sich gerade als Tourist wie gesagt fast ausschließlich in den gleichen (weißen) Kreisen und es ist schwer, auch die andere Seite von Südafrika wirklich kennen zu lernen, die Kultur, die Sprache, das Essen und so viel mehr.
Das war für uns der Grund eine Township Tour zu machen. Wir wollten mehr erfahren, mehr in Kontakt kommen mit allen Facetten Südafrikas. Die Kultur kennen lernen, die Geschichten hören und hinter die Kulissen gucken.
Ich möchte dennoch nochmal betonen, dass ich auch die Argumente sehr gut nachvollziehen kann, die gegen solche Tours sprechen. Ob man so eine machen möchte oder nicht bleibt einem selbst überlassen, wenn man sich für eine entscheidet sollte man sich jedoch definitiv genau informieren, welche Art von Tour angeboten wird und wo das Geld das man dafür bezahlt wirklich landet. Wie bereits in meinem ersten Beitrag erwähnt kann eine gute Alternative zu einer solchen Tour sein, sich einen Unterkunft in den Townships zu buchen. Auch entlang der Garden Route gibt es immer mal wieder Bed and Breakfast oder Hostels, die man in Townships buchen kann und die vielleicht sogar einen besseren Einblick vermitteln können als eine Township Tour selbst.
Wir haben eine Tour mit diesem Anbieter gebucht. Ich würde empfehlen, wenn dann eine Township Tour lieber in Kapstadt zu machen weil dort das Angebot sehr viel vielfältiger ist. Viele Angebote gehen über einen bloßen Besuch hinaus, es gibt meines Wissens nach Kochabende oder Besuche von Festivals und Kirchen die man dort in Rahmen einer Township Tour machen kann. In Port Elizabeth gibt es nur zwei Anbieter für Township Tours und bei beiden sitzt man leider relativ viel in einem Auto, statt die Viertel zu Fuß zu erkunden.
Die Township Tour die wir gemacht haben war trotz allem sehr interessant. Los ging es im Zentrum von Port Elizabeth, dann durch das riesige und vielfältige Areal der Townships von Port Elizabeth mit einem kleinen Stop bei einem Laden der Schmuck und anderes Handwerk verkauft. Die Tour endete in einer Schule wo wir von der Schuleiterin rumgeführt und auf einen Tee eingeladen wurden.
Ich fand die Tour insgesamt eigentlich sehr aufschlussreich, hätte mir im Nachhinein aber gewünscht, ein bisschen weniger mit dem Auto durch die Gegend zu fahren und Teile vielleicht eher zu Fuß erkunden zu können. Ja, es fühlt sich sehr merkwürdig an, mit einem Auto durch die Gegend zu fahren und im Grunde das Leben der Bevölkerung auf dem Präsentierteller zu haben. Ja, man fühlt sich irgendwie merkwürdig Fotos zu schießen, was der Grund ist warum ich auch nicht so viele gemacht habe. Ich denke aber auch, dass es manchmal durchaus gesund sein kann, sich seine Privilegien vor Augen zu führen und zu sehen, wie sehr man davon profitiert, per Zufall in einem wohlhabenden Land geboren zu sein. Und vor allem denke ich, dass es sehr gesund ist, sich mit vielleicht bestehenden Vorurteilen auseinanderzusetzen und zu gucken, ob sie mit der Lebensrealität übereinstimmen. Es wird sehr schnell deutlich, dass Township längst nicht mit Slum oder Armut gleichzusetzen ist. Im Grund beschreibt die Bezeichnung Township nur, dass es sich dort um das Wohngebiet der mehrheitlich Schwarzen Bevölkerung handelt die oft im Rahmen der Apartheidsregierung in die Randbezirke der Stadt zwangsumgesiedelt wurden. Dabei gibt es in den Townships alles, von ärmlichen Wellblechhütten über schicke Familienhäuser, von Universitäten über Museen über Märkte, auf denen von Autoreifen über Obst bis Streetfood alles verkauft wird, und noch viel mehr. In vielen Fällen ist das Leben in den Townships nicht (nur) von Armut, Kriminalität und Problemen gekennzeichnet sondern ist auch vielfältig, fröhlich, aufregend und besonders.
Addo Elephant Park
Kommen wir jetzt zum letzten Teil und zum ganz besonderen Highlight unserer Reise – dem Ausflug zum Addo Elephant Park. Dieser Park liegt ca. 70 km von Port Elizabeth entfernt und ist vor allem dafür bekannt, dass dort eine sehr große Vielzahl von Elefanten lebt. Zwar kann man in dem Park mit etwas Glück auch die „Big Five“ sehen, am allermeisten laufen einem jedoch die Elefanten über den Weg.
Jeder der mich kennt, weiß, dass Elefanten meine absoluten Lieblingstiere sind. Ich bin fasziniert von diesen Wesen und meiner Meinung nach sind Elefantenbabys das niedlichste was es auf diesem Planeten gibt. Von daher war der Besuch dieses Parks ein absoluter „Dream come true“ für mich. Es lohnt sich wirklich!
Der Park macht um 7 Uhr morgens auf und schließt zwischen 17.00 und 19.00 Uhr, je nachdem, an welchem Eingang man sich befindet. Man kann mit seinem eigenen Auto durch den Park fahren oder eine von den vielen guided tours machen. Zudem gibt es eine Vielzahl von Aktivitäten die man dort machen kann, ob zu Pferd den Park erkunden, dort übernachten oder Nachtwanderungen zu unternehmen.
Wir hatten eine Sundowner Tour um 17.00 gebucht und dachten, dass man deswegen ja auch ein bisschen später zum Park fahren könnte weil man ja sowieso schon ziemlich lang dort sein würde. Blöder Anfängerfehler von uns! Im Nachhinein hätten wir lieber um 6 aufstehen sollen um pünktlich zur Eröffnung dort zu sein anstatt um halb 11, so wie wir das gemacht haben. Erstens unterschätzt man, dass der Park nicht nur riesig ist und man auch relativ langsam voran kommt, da man nicht so schnell fahren darf und sowieso alle fünf Minuten anhält um etwas zu beobachten. Zweitens habe ich unterschätzt, wie aufregend solche „Safaris“ einfach sind. Ich hätte auch zwei oder drei Tage in dem Park verbringen können ohne dass mir eine Minute langweilig geworden wäre.
Natürlich macht es am meisten Sinn, früh morgens oder gegen Dämmerung im Park zu sein, weil man dort die größte Chance auf Sichtung der Tiere hat. Tagsüber und zur Mittagszeit ziehen sich die meisten Tiere zurück um im Schatten der Hitze auszuharren. Allerdings sind Elefanten ziemlich große Tiere und sehr zahlreich in dem Park zu vertreten. Wir haben also auch in der Mittagszeit genug Tiere sehen können. Der Vorteil von der Mittagszeit war auch, dass sich die Tiere dann an den Wasserlöchern versammelt haben um zu baden, zu trinken und zu rangeln. Wir standen mindestens 45 Minuten an einem Wasserloch an dem bestimmt mehr als 50 Elefanten versammelt waren und staunten mit offenen Mündern. Es gab so viel zu sehen und vor allem so viele Elefantenbabys! Es wurde gerangelt und geplanscht, geschäkert und getröstet, gekuschelt und getrötet was das Zeug hält. Bei einem weiteren Wasserloch wurden wir sogar Zeuge von einem großen Drama, als ein kleines Kalb im Matsch feststeckte von alleine nicht mehr raus kam. Es gab ein Getröte was das Zeug hält, von allen Seiten eilten Elefanten herbei um den Kleinen zu helfen und nach viel Geschubse und Gezerre schaffte es der Kleine nach einiger Zeit, sich unbeschadet aus seiner misslichen Lage zu befreien. Was für eine Aufregung sage ich euch, danach mussten sich nicht nur die Elefanten erstmal wieder beruhigen.
Es war ein toller Tag den ich so bestimmt nie vergessen werde. Ein Ausflug in einen Nationalpark lohnt sich auf alle Fälle und man sollte definitiv lieber zu viel Zeit als zu wenig mitnehmen!
Liebe Ineke,
das liest sich nach einem wundervollen letzten Abschnitt einer so aufregenden Reise! 🙂
(Nunja, abgesehen von der Sache mit Port Elizabeth…)
Ich kann mir sehr gut vorstellen, was das für ein atemberaubendes Gefühl ein musste, in den Park zu fahren und diese Tiere einmal aus nächster Nähe zu sehen – da bekommt Respekt und Bewunderung für die Wunder der Erde eine ganz andere Bedeutung, denke ich.
Leider hatte ich noch nicht das Vergnügen (und werde es in absehbarer Zeit wohl auch nicht haben), aber wenn es dann mal soweit sein sollte, werde ich mich auf jeden Fall an deine tolle Dokumentation hier erinnern – ich danke dir, dass du diese schönen Eindrücke mit uns geteilt hast und habe jetzt schon ziemliches Fernweh…
Liebe Grüße
Jenni